Mitgliederversammlung 2020: Digitale Premiere mit harten Forderungen
Für viele Mitglieder des CBP ist die jährliche Mitgliederversammlung der Ort des persönlichen Treffens, des Austauschs und der Kontaktpflege. Eine große zweitägige Veranstaltung, in der nicht nur über die Vereinsregularien abgestimmt wurde, sondern auch neue Impulse durch interessante Vorträge und Diskussionen gesetzt wurden. Unter den frühen Vorzeichen der Corona-Pandemie war schnell klar, dass am 19. und 20. November 2020 keine gewöhnliche Mitgliederversammlung stattfinden konnte. Auch aus der anfangs hybrid geplanten Veranstaltung mit ca. 50 Gästen vor Ort und vielen weiteren digital Teilnehmenden, wurde letztendlich eine rein virtuelle Veranstaltung, bei der lediglich ein Teil des Vereinsvorstands und das Team der Geschäftsstelle im Tagungshaus Aquino in Berlin waren. Weitere rund 100 angemeldete Gäste nahmen per Videokonferenz teil. Das stellt besondere Anforderungen an Technik, Programminhalte und Moderation, die CBP-Vorstandsmitglied Wilfried Gaul-Canjé übernahm.
In der Pandemie niemanden vergessen! 6 Forderungen an die Politik
Für den CBP war es trotz der Umstände klar, dass ein pointiertes Forderungspapier an die Bundespolitik die Herausforderungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie während der Corona-Pandemie verdeutlichen musste. Janina Bessenich, Geschäftsführerin des CBP, stellte auf der Versammlung die sechs Forderungen vor, die beschlossen wurden, um die Eingliederungshilfe während der Corona-Zeit zu stärken:
- Bundeseinheitliche Regelungen zur Finanzierung der pandemiebedingten Mehrkosten in Einrichtungen und Diensten für Menschen mit Behinderungen
- Garantie der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Behinderungen
- Sicherstellung der Angebote der Eingliederungshilfe auch in der Zukunft
- Umsetzung des Rechts auf Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen
- Gewährleistung der digitalen Teilhabe für Menschen mit Behinderungen
- "Mehr wert als ein Danke" - bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter_innen in der Eingliederungshilfe
Ethische und wirtschaftliche Herausforderungen
Prof. Dr. Klaus Baumann, Professor für Caritaswissenschaften und christliche Sozialarbeit an der Universität Freiburg, berichtete über aktuelle ethische Herausforderungen für eine christlich basierte Behindertenhilfe und Psychiatrie in Zeiten von Corona. Doch die Herausforderungen sind nicht nur ethischer, sondern auch finanzieller Art, wie bei der Vorstellung der Ergebnisse der Umfrage der Bank für Sozialwirtschaft zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Unternehmen des Sozial- und Gesundheitswesens deutlich machte. Die Teilnehmenden nutzten sowohl den Chat als auch die Möglichkeit der Wortmeldungen eifrig, um klarzustellen, dass die Hilfspakete von Bund und Ländern bei ihnen nicht den erforderlichen Effekt haben.
Ein weiteres heiß diskutiertes Thema war die geplante Fachkräfte-Kampagne des CBP, die Christian Grothaus, neuer Referent in der Geschäftsstelle des CBP, und Kerstin Tote, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, vorstellten. Die Pläne trafen den Nerv der Mitglieder, die mit vielfachen Wort- und Chatmeldungen ihre Erfahrungen und Bedarfe zum Ausdruck brachten.
Auch die Tradition des gemeinsamen Abendprogramms am ersten Abend durfte bei diesem Format nicht fehlen. Die Teilnehmenden erhielten vorab Popcorn einer Berliner Manufaktur per Post zugeschickt - ein bisschen analoges Feeling während der digitalen Tage. Und mit dem Geschmack von "Tahiti-Vanille" konnten sie während des Films "Summer of Simon" zumindest digital gemeinsam in die Ferne der USA reisen, was für manche eventuell ein kleiner Trost bei den derzeitigen Reisebeschränkungen war.