Heimkinderstudie
Das Forschungsvorhaben
Seit 2009/2010 - und vereinzelt auch schon früher - hat das Thema der Heimkindererziehung in den 1950er- und 1960er-Jahren in den Medien einen festen Platz eingenommen. Im Januar 2011 veröffentlichte der von der Bundesregierung eingerichtete "Runde Tisch Heimerziehung" seinen Abschlussbericht mit Empfehlungen für das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung und der Entschädigung der Betroffenen. Weitgehend unberücksichtigt - sowohl während der Arbeit am Runden Tisch als auch in den abschließenden Empfehlungen - blieben die Kinder und Jugendlichen, die von 1949 bis 1975 in Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie lebten, auch wenn dies über die konfessionellen Vertreterinnen und Vertreter immer wieder eingefordert wurde.
Um auch die Lebensgeschichten dieser Personen sowie die damaligen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den genannten Einrichtungen in katholischer Trägerschaft näher zu betrachten und die Ergebnisse an die Öffentlichkeit zu bringen, hatte sich der Fachverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. 2012 zu einer sozialwissenschaftlich-historischen Aufarbeitung dieser Zeit entschlossen und das Forschungsprojekt "Heimkinderzeit in der katholischen Behindertenhilfe und Psychiatrie 1949 - 1975" in Auftrag gegeben. Unter Leitung von Prof. Dr. Annerose Siebert erfolgte dann an der Katholischen Hochschule in Freiburg von 2013 bis 2015 die Studiendurchführung.
Das Ziel
Ziel der Studie war es, die Problemlage der Heimkinderzeit in der Behindertenhilfe und Psychiatrie qualitativ und quantitativ zu erfassen, um dadurch einen Beitrag zur Aufarbeitung zu leisten, sowie die damaligen Lebensumstände ins Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen. Die Ergebnisse wurden als Buch sowohl in leichter Sprache (Zusammenfassung) als auch in schwerer Sprache im Lambertus Verlag veröffentlicht.
Die Stiftung Anerkennung und Hilfe
Menschen, die als Kinder und Jugendliche in der Zeit von 1949 - 1975 in der Bundesrepublik Deutschland oder von 1949 - 1990 in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben, erhielten vom 1. Januar 2017 bis zum 31. Dezember 2022 Unterstützung durch die "Stiftung Anerkennung und Hilfe", die von Bund, Ländern und Kirchen errichtet worden war. Der CBP war im Rahmen des Deutschen Caritasverbandes Errichter der Stiftung, Dr. Thorsten Hinz aktives Mitglied des Lenkungsausschusses. Der Lenkungsausschuss nahm die Aufgabe der Steuerung und Kontrolle der Stiftung für die Errichter wahr und entschied sowohl in Grundsatzangelegenheiten als auch in besonderen Einzelfällen. Die Mitglieder des CBP wurden laufend über die Angebote und inhaltliche Arbeit der Stiftung informiert und für die Thematik sensibilisiert.
Das Zeitzeugenportal
Die Stiftung Anerkennung und Hilfe hat für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Unterbringungssituation in der BRD (1949 - 1975) und der DDR (1949 - 1990) das Zeitzeugenportal ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Leid- und Unrechtserfahrungen intensiv zu beleuchten und zu erfassen sowie Art und Umfang der Geschehnisse nachvollziehbar zu machen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Bewältigung und Aufarbeitung des Erlebten auch in der Gesellschaft geleistet und das erlebte Leid und Unrecht öffentlich sichtbar. Die Missstände der Vergangenheit sollen nicht nur aufgedeckt, sondern auch Lehren für die Zukunft gezogen werden. Zeitzeugen sind die Betroffenen selbst, ihre Eltern und andere Angehörige, das technische, medizinische und pädagogische Personal der Einrichtungen, Besucher/innen, Forscher/innen, Ärztinnen und Ärzte sowie Jugendamtsmitarbeiter/innen.