Fachgespräch des CBP mit Ekin Deligöz im Dominikus-Ringeisen-Werk
Auf Initiative des CBP-Vorsitzenden Wolfgang Tyrychter besuchte Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, am 21. Juli 2023 das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) in Ursberg. Gegenstand des Fachgesprächs waren Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf sowie die Personalsituation in diesem Bereich.
"Im stationären Kinder- und Jugendbereich haben wir mit Personalengpässen zu kämpfen", erläuterte Wolfgang Tyrychter die Problematik, "aber ohne Personal gibt es keine Teilhabe für junge Menschen mit komplexer Behinderung." Jedoch könnten längst nicht alle Aufnahmewünsche berücksichtigt werden, obwohl das DRW in allen Bereichen seines umfangreichen Angebots für Kinder und Jugendliche eine steigende Nachfrage verzeichnet.
Jugendhilfereform nicht unterschätzen
Ein großes Thema des Gesprächs war die derzeitige Reform des Kinder- und Jugendhilferechts. Von Seiten des Bundesministeriums geplant ist die Zusammenführung der Zuständigkeit im jeweiligen Jugendamt - und zwar für alle Kinder und Jugendlichen, auch derjenigen mit Behinderung. Grundsätzlich sei das Anliegen unterstützenswert, erklärte Wolfgang Tyrychter. Jedoch dürfe der Umfang dieser Verwaltungsreform nicht unterschätzt, außerdem müssten die benötigten Finanzmittel für die angestrebten inklusiven Konzepte eingeplant werden.
Ekin Deligöz bedankte sich für das Gespräch und machte deutlich: "Wir müssen das Wohl unserer Kinder in die Mitte der Gesellschaft rücken und vom Kind aus denken: Gerne nehme ich die Eindrücke von heute mit in den weiteren Arbeitsprozess für die Umsetzung der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe im SGB VIII. Wir wissen, dass die Umsetzung Zeit, Fachwissen und Vernetzung benötigt. Das werden wir genauso beachten wie die Rückmeldungen von Kindern, Jugendlichen und Eltern, die umfassend in die Gesetzesvorbereitung einbezogen werden."
Vermittlung verbandlicher Positionen
Aus Sicht des CBP konnten die verbandlichen Positionen zu den beiden Themen (Personalmangel, SGB VIII-Reform) gut vermittelt werden. Ekin Deligöz hat demgegenüber folgende Ansichten vertreten: Der Personalmangel sei wesentlich auf eine verfehlte Politik auf Bundes- und Landesebene in den vergangenen 20 Jahren zurückzuführen; es wurde aus ihrer Sicht zu spät mit der Intensivierung der Ausbildung von Erzieher:innen, Heilerziehungspfleger:innen und Altenpfleger:innen begonnen. Jetzt, wo der Bedarf groß ist, fehlten die in den vergangen zwei Jahrzehnten nicht ausgebildeten Fachkräfte.
Klar ist für Ekin Deligöz, dass die besonderen Fördereinrichtungen für Kinder und Jugendliche mit komplexen und schweren Behinderungen auch zukünftig benötigt werden. Ihr Kernanliegen bei der SGB VIII-Reform ist die Zusammenführung der Zuständigkeit für Erziehungshilfe und Eingliederungshilfe im Jugendamt; davon verspricht sie sich frühere und bedarfsgerechtere Unterstützung für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Insbesondere möchte sie auch die ambulanten Unterstützungsleistungen und -angebote für Familien mit Kindern mit Behinderungen stärken.
Intensiven fachlichen und persönlichen Kontakt auch mit jungen Bewohnern suchte Ekin Deligöz in den heilpädagogischen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche St. Franziskus/St. Martin in Ursberg.
(Foto: DRW/Bayram Er)