CBP-Mitgliedseinrichtungen unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seit dem Kriegsbeginn vor einem Jahr
Mitglieder des Bundesverbandes Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) leisten - gemäß dem Leitsatz der Caritas "Not sehen und handeln" - schnelle und unbürokratische Hilfe bei der gesundheitlichen Versorgung und Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen aus einem Waisenhaus in Kyiv. Im März vergangenen Jahres hatte der CBP unter anderem bei zwei Fahrten geflüchtete Menschen aus einem Waisenhaus in Kyiv, die zwischenzeitlich von der Caritas Opole betreut wurden, nach Deutschland gebracht, um eine sichere Unterkunft sowie gute Versorgung zu ermöglichen. Darüber hinaus wurden die Bewohner:innen eines Waisenhauses in Kryvij Rih im April 2022 direkt nach Bayern in eine Einrichtung evakuiert, darunter 82 Menschen mit Behinderung mit vielen Kindern und Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
Gennadiy Pidgainiy, stellvertretender Leiter aus dem Sviatoshyn Waisenhaus in Kyiv, begleitet selbst eine Gruppe von Jungen und jungen Männern in einer Einrichtung in der Heimstatt Röderhof in Hildesheim. Er berichtet: "Unser Umzug nach Deutschland oder besser gesagt, die Evakuierung aus der Ukraine fand unter dem Beschuss russischer Invasoren statt. Mit dem Zug erreichten wir die Grenze zu Ungarn. Von dort aus ging es neun Stunden weiter mit Bussen nach Polen. Dank des dortigen Caritas-Teams konnten wir uns für eine Weile ausruhen. Die ständige physische und psychische Unterstützung des Freiwilligenteams konnte unseren Jungen den Schrecken und den Stress nicht ganz nehmen. Nach zwei Wochen der Vorbereitung setzten wir die Reise mit unseren 99 Jungen und jungen Männern sowie 18 Begleiterinnen und Begleitern fort und erreichten den Standort in Deutschland."
Insgesamt 300 Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer:innen aus der Ukraine wurden in Mitgliedseinrichtungen des CBP in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen sowie in Bayern aufgenommen, wo sie seitdem begleitet und betreut werden. Mit der Evakuierung begann allerdings erst die eigentliche Arbeit. Zu den Aufgaben gehörte beispielsweise, die jungen Menschen zum Umgang mit den erlittenen Schrecken zu befähigen und ihnen Zugang zu allen notwendigen Leistungen zu verschaffen.
"Dank der Teams in den Einrichtungen und der örtlichen Behörden gelang es, unseren verängstigten Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, einen dauerhaften Aufenthalt und die Rehabilitation zu ermöglichen", erzählt Gennadiy Pidgainiy weiter. "In den ersten zwei bis drei Monaten waren die Kinder sehr verängstigt. Krankenwagen verursachten durch die Sirenen große Ängste, oder sie versteckten sich, wenn ein Hubschrauber in der Nähe flog, für mehrere Stunden unter Betten. Schlimm war es auch, als an Silvester viele Feuerwerkskörper explodierten, dann versteckten sie sich ständig hinter Erwachsenen. Inzwischen haben sie den Umgang mit solchen Geräuschen oder anderen Reizen gemeistert."
Vor dem Hintergrund des andauernden Krieges und der schrecklichen Ereignisse seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 setzt sich der CBP weiterhin dafür ein, dass die Politik für Rechtssicherheit und ausreichende Finanzierung sorgt, damit die jungen Menschen mit Behinderung, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten, teilweise keine Angehörigen mehr haben und in großer Unsicherheit leben, in Deutschland gut versorgt und betreut werden können.
Mit Respekt schaut der CBP auf seine Mitgliedseinrichtungen, die sich mit großem ehrenamtlichem Engagement und professionellem Handeln der Menschen aus der Ukraine angenommen haben. Aber mit ebenso großem Respekt gilt es den Menschen aus der Ukraine zu begegnen, die sich hier in Deutschland aktuell eine neue Lebenswelt erschließen.
"Wir sind Deutschland, den lokalen Behörden, der Kirche und dem freundlichen und seelenvollen Team der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. für die Hilfe und Fürsorge sehr dankbar - auch wenn die Frage der Finanzierung an mehreren Standorten bis jetzt nicht gelöst ist, was in der Folge die Rehabilitation der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung aus der Ukraine zusätzlich beeinträchtigt", sagt Gennadiy Pidgainiy.