Anette Kramme auf Einladung des CBP zu Besuch beim Dominikus-Ringeisen-Werk
Auf Einladung des CBP war Anette Kramme (SPD), Parlamentarische Staatsekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, am 28. Juli 2023 zu Gast in der Einrichtung des CBP-Vorsitzenden Wolfgang Tyrychter, dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) in Ursberg. Ziel des Gesprächs, an dem von Seiten des CBP Personalstrategie-Referentin Ute Dohmann-Bannenberg teilnahm, war es, sich einen Einblick in die Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen und die Personalsituation in der Eingliederungshilfe zu verschaffen.
Beim Besuch in der Klostergärtnerei des DRW wurde der Blick insbesondere auf die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen für den ersten Arbeitsmarkt gerichtet - aktuell befinden sich insgesamt 18 Auszubildende ohne Schulabschluss im Bereich des Garten-, Landschafts- und Gemüsebaus in der Werkerausbildung. Anette Kramme verwies zunächst darauf, dass der Anspruch auf Tagesstruktur ein Menschenrecht sei und sie einem Mindestlohn in Werkstätten vor dem Hintergrund der Leistungserbringung im Rahmen des SGB IX eher kritisch gegenüberstehe.
Eine mögliche Lösung für den Personalmangel: ausländische Mitarbeiter integrieren
In dem darauffolgenden Gespräch in der Fachschule für Heilerziehungspflege und -hilfe des DRW wurde der Blick auf die Personalsituation in der Eingliederungshilfe gerichtet. Die Parlamentarische Staatssekretärin sagte zu Beginn, dass der Personalmangel ein Problem der kommenden Jahrzehnte sein und bleiben würde und - aufgrund des steigenden Bedarfs an Leistungen - insbesondere die Sozial- und Gesundheitswirtschaft trifft. Daher sei es wichtig, mehr Menschen in das System zu bringen (Quantifizierung) und diese auf dem Weg dahin oder dort dann zu qualifizieren (Qualifizierungskonzepte).
Kramme verwies auf das inländische Potenzial (Menschen ohne Schulabschluss, Frauen und Menschen mit Behinderungen), welches aber auf Grund des demographischen Wandels begrenzt sei. Europäische Länder hätten, so Kramme, vergleichbare Problematiken und hätten sich ausdrücklich gegen eine Abwerbung ausgesprochen. Die Zuwanderung aus Drittstaaten in den deutschen Arbeitsmarkt sei daher ein wichtiger Weg, um den Personalmangel zu reduzieren. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll daher deutlich mehr Zuwanderung ermöglichen.
Weiterhin standen die Ausbildungssituation in der Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe in Bayern und bundesweit im Fokus. Die niedrigschwellige Ausbildung am Beispiel des DRW in Ursberg verdeutlichte, wie inländisches Potenzial gehoben werden kann. Auch die HEPH-Ausbildung an der Fachschule in Ursberg für Menschen mit niedriger Schulbildung oder Zugewanderte/Geflüchtete ohne in Deutschland anerkannte Qualifikation (z.B. Ukrainer:innen) sowie die Qualifikation von Quereinsteigenden tragen dazu bei.
Seit Jahren das Ziel des CBP: Das Berufsbild bekannter machen
Der zweite Schwerpunkt des Gesprächs lag auf dem Berufsbild der Heilerziehungspflege sowie insbesondere auf der Umfrage des CBP sowie den Rückmeldungen der Mitglieder von einem bundesweit moderaten bis starken Rückgang des Interesses an der HEP-Ausbildung. Im bayerischen Ursberg verfügt das Berufsbild des Heilerziehungspflegenden bereits über den Status eines Fachkräfteengpassberufes und wird daher durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert.
Das Ergebnis in Ursberg sei ein steigendes Interesse an der Ausbildung. Im bundesweiten Durchschnitt hingegen steht das Berufsbild in der Fachkräfteengpassanalyse lediglich "unter Beobachtung". Das hat zur Folge, dass die Förderung - im Gegensatz zu anderen Berufsbildern im Sozial- und Gesundheitswesen - ausbleibt und dadurch bedingt auch das Interesse an der Ausbildung abnimmt.
Der CBP zeigte Anette Kramme die Notwendigkeit von bundeseinheitlichen Rahmenbedingungen für die Berufsbilder Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe sowie bundesweit einheitlichen Zugangsvoraussetzungen auf. Zudem gilt es, die Berufsbilder der Eingliederungshilfe in der Gesellschaft sichtbarer zu machen, wie es der CBP seit Jahren mit der Fachkräfte-Kampagne tut. Kramme schloss eine deutschlandweite Imagekampagnen für einzelne Berufsbilder von Seiten der Bundesregierung jedoch aus, da der Fachkräftemangel branchenübergreifend sei.
Dennoch - so lautete das Fazit des Gesprächs - braucht es geeignete Maßnahmen, um die Attraktivität des Berufsbildes bundesweit zu steigern und junge Menschen für das Berufsbild gewinnen zu können. Anspruch des CBP sei es nunmehr auch, erklärte der CBP-Vorsitzende Wolfgang Tyrychter im Nachgang, sich intensiv mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz auseinanderzusetzen.
Staatssekretärin Anette Kramme (4. v.l.) führte einen intensiven Austausch mit dem CBP-Vorsitzenden und DRW-Vorstand Wolfgang Tyrychter (ganz rechts), CBP-Referentin Ute Dohmann-Bannenberg (5.v.l.) sowie Fachleuten aus dem DRW. (Foto: DRW/Liesenfeld)