Aus dem Bunker gerettet
Seit drei Jahren leben 250 ukrainische junge Menschen mit Beeinträchtigung in 18 Einrichtungen der Caritas-Eingliederungshilfe in Deutschland
Berlin, 24. Februar 2025 - Ein Teil von ihnen hatte fünf Tage und Nächte in einem Bunker gelebt, bevor sie evakuiert werden konnten: Mehr als 250 junge Menschen mit Beeinträchtigungen sowie 50 Betreuerinnen und deren Angehörige flüchteten zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor genau drei Jahren aus den Waisenhäusern in Kiew. In 18 Caritas-Einrichtungen der Eingliederungshilfe in Deutschland wurden sie nach mehr als zehnstündiger Fahrt aufgenommen.
v.l.: Ute Dohmann-Bannenberg (Referentin, CBP), Ruslan Svitly (Direktor für Sozial- und Veteranpolitik der Stadt Kyjiw), Viktoria Putina (Einrichtungsleitung, Haus Dominikus) beim Besuch von Kindern aus einem Internat in Krywyj Rih im Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg. Bildnachweis: Bayram Er/DRW
"Dort, wo es die Not erfordert, stehen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten selbstverständlich zur Seite", sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP), Wolfgang Tyrychter - und bezieht dies auch auf aktuelle Anregungen aus der Ukraine. Bei einem Besuch in Deutschland berichtete Ruslan Svitly, Direktor für Sozial- und Veteranpolitik der Stadt Kyjiw, kürzlich von Plänen für den Aufbau eines neuen Sozialsystems in der Ukraine. Demnach wolle der Staat als Leistungs- und Kostenträger freie, private Träger mit der Versorgung, Betreuung und Förderung beeinträchtigter Menschen beauftragen - ein System, das in Deutschland gut funktioniert. Er regte an, der CBP könne beim Aufbau im Rahmen einer Kooperation bei der Qualifikation von Personal im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres unterstützen. Eine Anregung, die Wolfgang Tyrychter gern aufgreift: "Regelmäßige Kontakte und eine gute Kooperation sind insbesondere in diesen herausfordernden Zeiten im Interesse der Menschen mit Beeinträchtigung ebenso wie im Interesse der Mitarbeitenden aus der Ukraine, die derzeit in unseren Einrichtungen in Deutschland tätig sind."
Angesichts des aktuell rauen politischen Klimas gegenüber Flüchtlingen, erinnert der CBP-Vorsitzende Wolfgang Tyrychter an die UN-Behindertenrechtskonvention, die ganz klar den Schutz und die Sicherheit von Menschen mit Behinderungen in bewaffneten Konflikten einfordert. "Als Bundesverband unterstützen wir auch weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten die bedürftigen Menschen aus der Ukraine, insbesondere jene mit Beeinträchtigungen."
Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidende Weichenstellungen für die Entwicklungen in der Ukraine bringen; drei Jahre nach Kriegsbeginn sind ernsthafte Bemühungen um einen gerechten Frieden unter Einbeziehung des ukrainischen Volks dringend erforderlich, um weiteres Leid zu vermeiden. Erst dann ist an Wiederaufbau und die Rückkehr der vor dem Krieg geflohenen Menschen zu denken.
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Wir werden im Falle von Rückführbemühungen sorgsam darauf achten, ob die Bedingungen vor Ort dies zulassen, ohne die Menschen mit Behinderungen erneut zu gefährden.